Es ist äußerst selten, und meistens ein Glücksfall für einen Politiker, wenn er mit einem Satz in Verbindung gebracht wird, der vielleicht gar nicht mal zuerst von ihm kam, aber selbst nach seinem Tod als „geflügeltes Wort“ (wer kennt eigentlich noch den Büchmann?) in die Geschichte eingeht. So geschah es dereinst mit Guido Westerwelle, der letzte Außenminister der FDP, dessen Ausspruch der „spätrömischen Dekadenz“ interessanterweise als ein Diskussuionsbeitrag auf Thilo Sarrazins Vorschlag, Hartz IV Empfänger mögen mit Pullover in der Wohnung sitzen und Heizkosten sparen, geäußert worden war.
Diese „spätrömische Dekadenz“ wurde zuletzt von der „Ampel“ als neue soziale Errungenschaft eingeführt, um nun still und heimlich auf das System des Status quo ante zurückzukehren. Arbeitsverweigung ermöglicht Leistungsverweigerung, „wer nicht arbeitet soll auch nicht essen“, so der Apostel Paulus, dessen Beitrag wie „die Frau möge in der Gemeinde schweigen“ im Grunde wie die ersten 20 Artikel des Grundgesetzes „Ewigkeitscharakter“ genießen. Da wendet der Mediendozent von der Universität ein, dass sei doch gar nicht von Paulus gewesen, es müsse jemanden im Hintergrund gegeben haben, der diesen Satz formulierte, zumal eben jener Kunstdozent seine Sekretärin heiratete und heute „glücklich geschieden“ ist – als Katholik. Mehr Doppelmoral geht eigentlich nur in der Evangelischen Kirche.
Die Spätrömische Dekadenz wird also wie das Armutsthema ein Thema unseres Jahrhunderts werden, also noch gut 80 bis 90 Jahre, wenn wir nicht gegensteuern. Wer ist sich denn schon bewusst, dass er nicht mehr nur in der Stadt kein Auto braucht, sondern es sich auch nicht mehr wird leisten können, weil der 4-5 sitzige Tesla einfach für das Einkommen eines Singles zu teuer ist. Werden wir vielleicht besser dran, wenn wir – zwar nicht wieder Trabanntenstadt – aber doch kleinere Autos fahren, um zur Arbeit zu kommen und vielleicht auch auf das E-Mofa umsteigen und auf eine gewisse Ausstattung verzichten?
Carsharing klingt ja erst einmal gut, aber sich sein eigenes Auto nicht mehr leisten zu können, auf eine gewisse Verfügbarkeit und Gepflegtheit angewiesen zu sein, bei relativ hohen Nutzungsgebühren ist keine Alternative zu einem eigenen Auto, das durch Politik und Versicherer erschwinglich ist und bleibt. Es ist eben doch hin und wieder „der Luxus“, der das Leben besonders macht, und sei es, weil man damit gerne an den Strand fahren möchte oder abends mit seiner Freundin durch die Stadt, zur Billiardbar oder zum Autokino und sich mit anderen zur Verhinderung des Weltuntergangs in Hamburg treffen möchte…
Rom ist untergegangen. Das ist keine Binsenweisheit. Das Römische Reich wurde in den Bekenntnissen und Dogmen der Katholischen Kirche aufbewahrt, quasi memoriert. Wer oder warum Rom unterging, ist für die Christenheit sekundär, man könnte auch sagen „scheißegal, spielt eh keine Rolle“. Dass Paulus der Apostel am Untergang Roms einen nicht unerheblichen Anteil hatte, dass seine Predigten in Briefform an die unterschiedlichen Gemeinden darauf abzielten, Rom zu zsertören und den Messias wiederkommen zu lassen, bleibt ebenso verborgen in den Umstellungen und Redaktionen der Kirche wie der Umgang mit Sexualität, was die Juden im Laufe der Geschichte besser hinbekamen. Das Judentum ist eine Religion der Fortpflanzung, das Christentum eine Religion der Entrückung. Christen sind nur dann Christen, wenn sie missioniert wurden oder sich selber und andere ‚immer wieder neu‘ missionieren. Die Konfirmation, die „Bestärkung“ im Glauben, spielt im Leben der meisten Christen keine Rolle, und wenn sie stattfindet, weiß man nicht, worin die Bestärkung besteht. Weder der Heilige Geist noch die Trinität werden verstanden.
Dass dei Trinität das römische Rechtssystem memoriert, und Jesus der Anwalt ist, vor dem Gericht, dass im besten Falle straffrei bleibt, weil die Gnade oben steht, wusste noch Karl Barth, der These-Antithese-Synthese als Trinität vereinnahmte und die Synthese voranstellte: In Gott sind wir alle richtig verstanden.
Dass das im Alltag nicht nur unbrauchbar ist, sondern gefährlich, erleben wir dann, wenn wir auf den „wahren“ Beistand angewiesen sind, ein Gericht, dass uns vor Sünd und Tod errettet und von Schuld befreit. Wird dieses Gericht ausgesetzt, aus welchen Gründen auch immer, kommen wir nicht zu dem Gerichtsurteil, dass uns und anderen zusteht beziehungweise das wir erwarten dürfen. Statt dessen werden wir plötzlich „aufgrund von Hörensagen“ zum Tode verurteilt. Das ist nicht nur grotesk, sondern schlicht der Untergang der Rechtsordnung und der Demokratisch verfassten Gesellschaft. Halleluja, der HERR hat es gesehen, dass die, die sich auf Demokratie und Menschenrechte berufen, die Ordnung nicht nur abschaffen, sondern so sehr torpedieren, dass man mit Fug und Recht sagen kann, dass niemand mehr hier zum Recht kommt, denn durch den Vater. Das was zu verhindern war, wird eingesetzt, auf eine andere Art und Weise, als es versucht wurde. Ich höre Walter Benjamin zu mir sagen: „Siehst Du Palliat, habe ich Dir doch gesagt, gegen Paulus kann man nicht gewinnen.“ Ich würde Walter Benjamin antworten: „Gegen Putin nebenbei bemerkt auch nicht…“
Alleine, wie gewinnt man ein Spiel gegen eine Prophezeiung, die zu verhindern schier unmöglich zu sein scheint? Gantz einfach: Man tritt zurück und überlasst das Spiel dem Allmächtigen selber, der weiß, warum er diesem oder jenem die Macht gab und anderen eben nicht. Man kann das Schicksal nicht herausfordern, das eigene Glück nicht erzwingen, aber man kann gute Werke tun, sich selbst gegenüber treu bleiben, inhaltlich und sachlich bei der Wahrheit und sich an den Geboten des HERRN erfreuen.
Denn der HERR hat alles wunderbar gemacht…