Ein Zeichen von Newrotic ist, dass es uns ein Vorurteil den Blick für etwas ganz wesentliches, und bei manchen ist es etwas überlebenswichtiges, versperrt. Überzeugte Christen, die regelmäßig in eine Kirche gehen, sind ein solches Ziel von Newrotic, manche würden sagen „Framing“, doch es geht viel tiefer. Es ist die Ablehnung von Entsagung, von Autorität, manchmal in Form eines Geistlichen. Dies kann genauso Rabbiner treffen, seltener einen Imam oder buddhistischen Lama. Newrotic ist bei manchen somit eine Reaktion auf eine göttliche oder spiritzuelle Präsenz.
Pastor Olaf Latzel aus Bremen ist ein gutes Beispiel, wie Menschen mit Newrotic an etwas wichtigem vorbei gehen oder es übergehen. Pastor Latzel, der bereits vor über 10 Jahren einen Artikel (ich meine in der TAZ) gewidmet bekam, gilt der Meinung des Autors nach als rechts bis rechtsextrem. Dabei ist die Person Latzel ein ehem. Theologe der Bundeswehr, und somit ist sein Blick auf Glaube und gesellschaftliche Prägung ein anderer als der Blick einer Theologiestudentin „aus dem Pferdestall“, der Theologischen Fakultät in Hamburg, die mit Modulen und gemeinsamen Projektgruppen lernt, wie man Teenagern zum persönlichen, selbstbestimmten Glauben ermutigt. Der Autor darf für sich in Anspruch nehmen, mit genau einer solchen Theologiestudentin für ca. 2,5 Jahre liiert gewesen zu sein, und dabei eine ganze Menge positives über das Christentum gelernt zu haben. Sich für Olaf Latzel als Pastor auszusprechen, beinhaltet also nicht, Theologiestudentinnen für Lehrinhalte zu kritisieren.
Aber Pastor Olaf Latzel sieht die Welt aus der Sicht eines Militärttaches, der sein eigenes Land analysiert, und dem die Armut im Glauben und die Ablehnung von Jesus Christus als unser gesellschaftliches Gerüst, und vor allem als ehemalige Deutsche der Hanse, zutiefst beunruhigt. Seine Mission, und die Sendung, auf die er uns einsegnet, hat die ganze Geschichte Deutschlands im Rücken und in den Knochen. Und natürlich spricht er sich gegen Geflüchtete aus Syrien und Afghanistan aus. Er müsste „Tinte getrunken haben“, wenn er es nicht täte. Ohne Pastor Latzel hätten wir keinen Pastor aus der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche, der die Gesellschaft warnt und wach hält, und uns darin ermutigt, sich vor einer Vielzahl von Einwanderern aus einem fremden Kulturkreis zu fürchten. Dies wird dann mit einem Satz abgetan, er „riefe zur Gewalt auf“, wohl ausblendend, dass der Streit Dr. Martin Luthers mit dem damaligen Papst in Rom so wenig zimperlich war wie ein früheres Zweitligaspiel zwischen dem 1.FC St.Pauli und Hansa Rostock, inklusive Polizeieinsatz und späterer Übernahme der Sonderkosten für benötigte Notärzte, Geirchtsurteil mit Stadionsperre beim DFB in Köln. Wo ist das Problem „in der Kirche“ [gemeint ist die gesamte EKD] und in den Medien, wenn Pastor Latzel sich gegen die Einwanderung und „lauen Christenheit“ ausspricht?
Die Medien können schreiben was sie wollen, und Pastoren sind eh eine eigene Menschenspezies für sich, man könnte alles getrost ignorieren, aber wäre da nicht Newrotic in den Menschen, sich nicht für einen Pastor aus der Bundeswehr auszusprechen, der Woche für Woche 20.000 Menschen auf Youtube mit seinen Predigten erreicht, der 2020 Thema im Theologischen Ausschuss war – leider wegen Corona nicht weiter diskutiert – und der sich mit dem Bremer Klerus angelegt hat, der sowieso schon eine progressive Rolle in der Kirchengeschichte einnimmt.
Also ist das alles vielleicht nur ein bisschen zuviel des Guten? Ich fürchte nein!
Bremen ist eine besondere Stadt in der Deutschen Geschichte, schon vor der Reformation erklärte sich Bremen mit seiner Kirche für vom Adel und übergeordneten Klerus unabhängig, die Prediger sollten für das Volk da sein, dem es finanziell vergleichsweise so gut ging, dass man vielleicht heute behaupten kann, Bremen war „die reichste Stadt der Welt“, und ähnlich reich waren nur Lüneburg und vielleicht Frankfurt am Main und Frankfurt an der Oder, Lübeck und Königsberg. Die Menschen wollten mehr Eigenständigkeit und Unabhängigkeit, das Gefühl der individuellen Seele begann bereits unter dem angehäuften Reichtum eigene politische Vorstellungen zu erklären und zu verfolgen, etwas, was durch Dr. Martin Luther später die Grundlage der Demokratie und des Parlaments wurde, und in Flandern zur Kunstfreiheit und Säkularisierung der gesellschaft führte. Also unterstellt man heute, ein Pastor möchte diesen Individualismus bekämpfen, indem er seine Gläubigen durch Predigten und Ansichten uniformiert, wie in der Bundeswehr, in „Reih und Glied“, ohne auf die Bedürfnisse des Einzelnen einzugehen?
Das Gegenteil ist der Fall, und es müsste doch offenkundig und nachvollziehbar sein.
Der Glaube eines Menschen bedarf der Stärkung, lateinisch „confirmare“, und was die Theologiestudentinnen für die kleine Konfirmandengruppe oder die Schulklasse lernen , das bedarf im größeren eine größere Resonanz und das Wissen, dass G’tt der HERR einen anspricht, und die anschließende Sendung gesegnet ist. Niemand kann eine Aufgabe annehmen, ohne das Gefühl, das es „richtig“ ist, Jesus anzunehmen und andere Menschen anzusprechen. Demnach endet Pastor Olaf Latzel jeden Gottesdienst mit der wahrhaft wunderbaren Formel: „Seid nun G’tt [dem HERRN, der Himmel und Erde gemacht hat und uns seinen Sohn sandte und für uns hingab] anbefohlen. Tschüss!“
Hier taucht das Wort „befohlen“ auf, und zwar in Bezug auf GOTTES BEFEHLE! Was bedeutet, wir sollen Gott dienen und seinem BEFEHL folgen. Nicht wir folgen Pastor Latzel, sondern der HERR ist die Instanz, der wir uns zuwenden, auf die wir hören sollen. Dies beinhaltet, was die meisten Christen scheinbar vergessen haben, dass G’tt ein sprachlicher G’tt ist, der „ein strenger Gott“ ist, der fordert, der befehligt, der zürnt, der eigene Ziele formuliert und verfolgt, und dafür auch schon mal ganze Völker „über die Klinge springen lässt“. Also ein – im besten Sinne – durch und durch martialischer G’tt, kein liebevoller Vater, der einem alles verzeiht, wenn man ja nur die richtigen Freundschaftsbänder am Arm und Buttons am Rucksack trägt, der wegschaut, wenn man Parfüm oder Alkohol in einem Geschäft klaut, der nicht negativ anrechnet, wenn wir uns wegducken, wenn ein Freund von Fremden mit einem Messer bedroht und anschließend beklaut wird, und wir unsere Feigheit wegdiskutieren, der immer nur uns gut findet, nicht „auch mal die Seite wechselt“, wenn wir versagen, um uns unser Versagen vor Augen zu führen…
Die meisten lehnen bereits bei dieser Perspektive die ganze Institution Kirche ab, weil ihre Newrotic keinen Platz für eine strafende Institution zulässt und ein solcher Pastor für ihre newrotsiche Einstellung eine Gefahr ist, sowas darf es nicht geben, dass man über „einen G’tt“ mit einer höheren Aufgabe verbunden ist, dessen Ziel man nicht kennt und zum jetzigen Zeitpunkt nicht einsehen kann, und man augenscheinlich nur Nachteile hat, ohne Freiheit, ohne Selbstbestimmung, ohne die ganzen anderen „Rechten“, die alle nur die Ausländer ablehnen und damit hier in ihrer „Filterbubble“ bepredigt werden, alles in allem eine höchst dubiose Versanstaltung, und wo ist eigentlich der Verfassungsschutz, wenn man ihn mal braucht, denn hier finden bestimmt auch „geheime Treffen“ der AfD statt…
Aber dass ein Pastor Olaf Latzel vielleicht viel mehr mit einem Bürgerrechtler wie Dr. Martin Luther-King gemein haben könnte, bleibt den meisten verborgen. Dr. Martin Luther-King wurde von einem „Aktivisten“ erschossen, der etwas gegen den christlichen Widerstand in den USA hatte. Gegen einen sich totalitär gebenden Staat, der Christen und vielen „Abgehänkten“ vorwirft, für eine traditionelle Lebensweise Geflüchtete abzulehnen, obwohl es wahrlich nicht wenige Stimmen auch in der westlichen Welt gibt, die vor einer Masseneinwanderung und Islamisierung und nicht glückenden und fehlenden Integration der vielen jungen Einwanderer warnen, predigt Latzel. Es ist eben nicht alles nur der „Lama Ole Nydahl“ aus Dänemark, der seit seiner Lehrtätigkeit in den späten 1970ern vor dem Islam als Religion warnt, es sind Professoren aus Oxford und Harvard, es ist Samuel Huntington, Kurt Bangert als Armutsforscher, der mit seinem Opus Magnum „Muhammad“ einen Meilenstein in der Islamliteratur setzte, Dr. Thilo Saraazin, der noch heute mit seinen Büchern hunderttausende Leser erreicht, Militärhistoriker und Religionskritiker, ehemalige Staatsaminister und Kriminlaitätsforscher, Statistiker und sogar Ehrenamtliche und SozialarbeiterInnen aus Camps.
Nichts desto trotz möchte ich anführen, dass eine meiner bewegendsten und traurigsten Momente auf einer Demo gegen die Corona-Maßnahmen in Eppendorf war, wo wir auf der Kellinghusenstraße an einem Refugee-Camp vorbeikamen, deren Errichtung, oder besser gesagt, Beschluss ich selber noch kritisiert hatte, keine 2 Km von dem Balkon meiner elterlichen Wohnung und der meiner Kindheit entfernt, und ich einem kleinen Jungen während der Demo ein Paket „NicNacs“ durch den Zaun stecken wollte, und ich selber nicht antizipierte, dass man zwar durch die Gitterstäbe eine Packung Erdnüsse zwischen den Fingern festhalten, aber nicht zu sich ziehen kann, und ich, nachdem diese auf den Boden fiel, ihm diese verschämt aufhob und durch die Gitter steckte, und ich musste an die Beschreibung aus dem zweiten Weltkrieg denken, wo polnische Anwohner täglich den Häftlingen Brot und Äpfel durch die Stacheldrahte und Stäbe, die sie als Menschen a u ß e r h a l b des Lagers den Gefangenen i n n e r h a l b des Lagers zusteckten, weil das Essen einfach nicht reichte, und Hunger das vorherrschende Gefühl im Lager war.
Ich weiß nicht, ob Pastor Latzel sich mit solchen Grenzsituationen in seinen Predigten auseinandersetzt, aber ich weiß leider, dass es die Pastoren in Hamburg eben nicht taten, als ich sie über diese Zusammenhänge ans Mikro trat, um zu informieren und über Grenzsituationen des menschlichen Daseins zu sensibilisieren versuchte. Newrotic heißt eben auch, dass einem das süße Leben nicht allzu schwer werden soll, und jeder, der mit solchen Themen und Grenzerfahrungen konfrontierend in der Kirche auftaucht, wird erst einmal separiert, und in den meisten Fällen raten einem Pastoren genauso zu einem Gang zu einem Therapeuten, ohne ihre eigenen Lehren und Erkenntnisse zu sammeln, und vor allem ohne dabei zu merken, dass die damit einen Kulturkampf verlieren, der von der Seite der Psychologie gegen die Institution Kirche und G’tt als Präsenz insbesondere bereits erklärt wurde und die Kirche im Westen, aber insbesondere in Hamburg in Eimsbüttel in Deutschland bereits dabei ist, ihn zu verlieren. Denn diese Erfahrung, die man vielleicht auch in Stuttgart oder Köln machen kann, macht man „mit Sicherheit“ in Hamburg in Eimsbüttel. Es reichte aus, um gegenüber dieser großen Gemeinde, der größten in Hamburg mit über 12.000 Mitgliedern aus dem Theologischen Ausschuss heraus einen Sektenvorwurf zu erklären.
Also während man sich in „einer Sekte“ in Hamburg wohlfühlt, erhält Pastor Olaf Latzel, der das Gottesbild vertritt, wie es in der Bibel dereinst festgehalten, geschildert und aufbewahrt wird, Ablehnung und im besten Falle „Naserümpfen“, während die von der Nordkirche hofierten Pastoren von „Loslassen“ und Yoga oder Zen-Buddhismus predigen.
Es ist verkehrte Welt. Wer den Anspruch erhebt, sich als Theologe mit dem hohen Klerus angelegt zu haben, wird für einen Spinner gehalten, dabei ducken sich die anderen Theologen weg, und ich bin wirklich froh, dass es in Hamburg einige Gemeinde oder zumindest Pastorinnen und Pastoren gibt, die sich mit Pastor Latzel oder mit mir solidarisiert haben, die verstehen, wo das Problem ist, und die vielleicht selber mit Meinungen vorsichtig sind, weil man eben nicht „in der TAZ“ einen Artikel über sich haben möchte oder im SPIEGEL eine Titelgeschiche über die „rechtsextreme“ Kirche der AfD. Die Aufgabe der eigenen Religion und Traditionen führt eben nicht dazu, dass Geflüchtete ihre Religion hinterfragen und aufgeben, führt nicht zu einer Reformation des Islams, führt nicht zu einer liberalen Gesellschaft. Was man aber sagen darf, dass auch Muslime und Säkulare die Vielzahl von Radikalen kritisieren, die die Gefahr sehen, welches geringe Bildungsniveau viele aufweisen, und dass dies mit einer offenen Gesellschaft kollidiert, und dies nicht gut ausgehen wird. Es gibt kein Mittel gegen eine Masseneinwanderung, so sehr sich das alle wünschen, aber ein Pastor, der den Mut hat, in seiner bis auf den letzten Platz besetzten, alten historischen Hallenkirche dies auszusprechen, und seine Gemeindemitglieder darin bestärkt, dieses als Christen in Grsprächen anzuprangern, ohne dabei die Identität als Christen zu gefährden oder aufzugeben, ist nicht ein Feind einer offenen „Multi-Kulti-Gesellschaft“, sondern die, die Messer ziehen, die Waffen ziehen und andere bedrohen, die mit Drogen handeln und Frauen vergewaltigen, sind die Gefahr für die Gesellschaft. Das auszusprechen, führt der Newrotic nach zu urteilen zur Stigmatisierung als Rechtsradikaler, ohne zu erkennen, dass es jeden Tag mehr und mehr Opfer von Messerangriffen, von Vergewaltigungen gibt, mehr PolizistInnen im Drogenhandel ermitteln, mehr Kaufkraft abfließt und gesellschaftlicher Sachaden entsteht, mehr Jugendliche in eine dystopische Zukunft hineingezogen werden wie verbaute Zukunftschancen und Prostitution zunimmt, sowie das Bildungsniveau sinkt.
Welche andere Sendung sollte ein Christ haben, als junge Menschen vor kriminellen Einwanderern zu beschützen und stellvertretend für viele den Mund aufzumachen? Auch dies steht in der Bibel, ein Wort, das Jesus Christus zu einem Taubstummen sprach: „Hephata! Tu Dich auf!“ Wenn wir diese Zusammenhänge nicht ansprechen, machen wir uns an den betroffenen Leben mitschuldig. Es sind nicht die Geflüchtetem, die angegriffen sind, es sind wir als Christen, die in einer zunehmend antichristlichen Gesellschaft in unserer weiterschauenden Meinung verfolgt und diffamiert werden. Wie sagt meine ehemalige Deutschlehrerin in St.Michaelis: „Wir sind in Byzanz angekommen.“