Monogamie vs. Stereogamie

Ein Freund von mir, nennen wir ihn „Big El Chefendi“, hat seine große Liebe geheiratet. Ich war auf der Hochzeit mit meinen damals besten Freunden, wir waren eigentlich eine ziemlich eingeschworene Gruppe. Ich vermisse die Jungs seit der Corona-Krise, und einer, bei dem wir alle hofften, er würde auch bald heiraten, hatte sich in der Zeit still und heimlich von seiner engen Beziehung getrennt, was mich persönlich auch sehr schmerzte. Aber damals – wir waren jung und dachten uns nichts dabei, ohne Hochzeitsabsichten älter zu werden, sagte einer „Ja! Ich will.“ – vielleicht hatte er sie auch gefragt, aber ich glaube, es war wirklich anders herum, und plötzlich mussten Hochzeit und Flitterwochen dem Spieleabend und Kinosneak für ein paar Wochen aussetzen. Aus Wochen wurden später Jahre und aus Spaß wurde Britta Ernst äh bitterer Lebensernst und es folgten zwei Jungs und dann ein Mädchen.

Auf die Frage, wer von uns Trauzeuge werden sollte, gab es nur eine Antwort, nämlich: Keiner. Nicht, dass einer von uns Textsicher genug gewesen wäre, ich selber habe aufgrund meiner fast schon chronischen Textunsicherheit früh meine Karriere als Porno- äh Filmdarsteller canceln müssen, aber er entschied sich für Dana. Dana hatte mit ihm die Schulzeit überstanden, war ebenfalls zu ihm in einer freundschaftlich familiären Beziehung, ähnlich wie Babsi, mit der ich mal ausging, aber das ist eine andere Geschichte. Jedenfalls war Dana kurz nach Mara, Big Els Frau, ebenfalls Schwanger geworden, und zog mit ihrem Mann in ein Haus an die Grenze zu Nordrheinwestfalen in eine Neubausiedlung (es war ganz anders, aber die Details, warum ich das nicht genau weiß, erspare ich euch).

Kurz nach einigen Jahren Ehe hörten wir von Big El, Dana lasse sich als Mutter von ihrem Mann scheiden. Der Grund ist mir entfallen, ob es Ehebruch war, häusliche Gewalt, etwas von beidem, jedenfalls suchte nun die Mutter und frühere Trauzeugin in in der Nähe von Big El und Mara ein kleines Haus oder zumindest eine Wohnung, um nicht alleine zu sein und mit den beiden so oft es geht gemeinsam Ausflüge zu unternehmen, bei Betreuung der Kinder auszuhelfen, um nicht alleine zu sein, und um das Gefühl einer Gemeinschaft zu haben. Mara war ja das dritte mal Mutter geworden und so sprach ich aus, was wohl nur ich dachte und Big Els Nervenkostüm, was bei ihm sonst so gut wie nie vorkam, zum Flattern zu bringen: Warum heiratest Du eigentlich nicht Dana auch noch?

Ob es Liebe auf den zweiten Blick war, ich weiß es nicht, aber das war das letzte Gespräch, das mir Big El mit ihm ermöglichte, das letzte Kurztelefonat mit ihm sollte dann mein Leben ruinieren und beinahe das der wunderbarsten Frau auf diesem Planeten. Jedenfalls fragte ich ihn, warum er nicht den Mut habe, Mara zu fragen? Ihr hattet doch so oft miteinander Sex, und sie ist dreimal Mutter geworden und Dana bisher nur einmal, sie hätte doch bestimmt nichts dagegen, wenn sie das Bett zu dritt teilten, es muss ja nicht Sex zu dritt sein, weil ja eine auch mal müde ist.

Er beendete das Gespräch.

Das Thema war erledigt.

Später folgte die Retoure.

Ich hatte es nicht böse gemeint und versprach ihm, wir gingen bis nach Karlsruhe. Als Mitglied im Theologischen Ausschuss könne ich die Meinung der Kirche zu seinen Gunsten beeinflussen. Warum seien Mehrfachehen nicht in Deutschland gestattet? In anderen Ländern sind Bigamie-Ehen erlaubt, zumindest in arabischen Ländern. Er müsse doch nur nachweisen, dass er beide ernähren kann und ein Haus zu dritt mit vier und evtl einem fünften Kind auch ausreiche. Ein Auto mit 7-8 Plätzen käme in den Carport und er hätte ein wunderbares Leben und Dana wäre auch mit ihm verheiratet. Seine Potenz war auch gut, wir mir beide versicherten (kleiner Spaß am Rande…)… Freu Dich!

Ich verstehe nicht, wieso keiner die Bibel mehr liest, und überhaupt niemand hier die Gesetze in der Bibel für ernst erachtet, aber alle an der Monogamie festhalten, wo doch dies nicht nur für unseren Genpool untypisch ist, sondern auch der Talmud ganz klare Regeln kennt, wann ein Mann zwei Frauen haben darf. In diesem Fall ist es m. A. nach dem jüdischen Gesetz sogar geboten, Dana nicht alleine in einer drei Zimmerwohnung nebenan aus ihrem Fenster schauen zu lassen, sondern direkt sie ins Heim zu holen und ihre Tochter zu adaptieren – bis dass das Finanzamt Euch scheidet! Aber er war in dem Moment nicht mehr offen für so etwas gewesen. Am Ende blieb nur der Anruf, ich wäre wieder verrückt geworden, weil ich meine Kirchengemeinde wegen Veruntreuung von Spendengeldern und Zweckentfremdung von Kirchensteuermitteln angezeigt hatte, was stimmte. Ob es für einen heeren Zweck war, lässt sich aus der Ferne nicht mehr ermitteln. Jedenfalls bin ich beinahe um alles gebracht worden, erst hat man versucht mir mein Leben zu nehmen, dann hat man zwei Jahre später beinahe das Leben meiner zukünftigen Frau ausgelöscht. Ich bin froh, dass sie so eine starke Kämpferin ist und Nerven wie Stahlseile hat. Die hat sie von ihrem Opa geerbt. Liebe Carola, wenn Du das hier liest, im Westoderland warte ich auf unser Frühstück im Cafe Wendland mit Dir. Oder aber, wir treffen uns hier im Restaurant im Kleistpark, nachdem Du mir ein paar frische Socken mitgebracht hast. In der Zwischenzeit schreibe ich das nächste Drehbuch für Dich und warte auf Justitia.

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