„Bremen ist unser Jerusalem“, habe ich in den letzten Monaten immer wieder von mir gegeben. „Alleine ich werde nicht hineinkommen.“ Man könnte diesen Satz umstellen: „Alleine werde ich nicht hineinkommen“. Mir hatte eine wunderbare Frau ein Angebot gemacht, sie in Bremen zu treffen. An dem Abend, als es soweit wa(h)r, bin ich statt am Tisch in dem Restaurant Platz zu nehmen, nicht hingegangen. War es „Muffensausen“, wie man so schön sagt, oder war es ein anderes Hindernis? Jedenfalls war ich Wochen vorher schon einmal in Bremen gewesen und hatte sie erwartet, und zu meiner Überraschung gab es eine Reaktion von ihr, auch wenn sie selber nicht da sein konnte.
Mir hängt diese vermiedene Begegnung immer noch nach. Heute, am Octogon-Gedenktag, dem 5. Oktober (steht für die „8“) 2024 (Quersumme ebenfalls 8), die Quersumme des gesamten Datums ist 5+10+2+2+4=23, also die Zahl G’ttes, die den goldenen Schnitt repräsentiert zwei Teile plus 3 Teile gleich 5 Teile _ _ + _ _ _ , was auch noch heute in der Bild-Ausgabe erinnert und kommentiert wird unter der Überschrift der „Bond-Girls“, da der „goldene Schnitt“ die Schönheit beschreit, sind die Erwartungen an den Abend (ein Samstag=Saturnstag gleich Saturnalien), ein in seiner Bedeutung für den zukünftigen Verlauf der Leben vieler kaum zu überschätzender wichtiger Abend.
Was werde ich an so einem Tag machen? Ich hoffe, heute die Frau zu treffen, die ich damals in Bremen nicht traf.
Hamburg war nur noch schlimm zuletzt, dass ich mir alle möglichen Orte in meinem Norddeutschland anschaute, u.a. Flensburg, Schlesweig, Itzehoe, Elmshorn, Stade, Cuxhaven, Lübeck, Lüneburg (durch Winsen fuhr ich nur durch), Ueltzen, Bremen und Buxtehude (letzteres aber nur vom äußeren Stadtgebiet aus, mit dem Bus oder am Bahnhof, die Innenstadt habe ich mir am Stadtfest nicht mehr angeschaut). Die Hanse hat es mir angetan. Das Spiel am Computer, dass ich erst mit Dux Bartelt immer spielte, was uns damals 80 „MARK“ kostete, und ich später mit Thomas Kruczinski noch spielte, war mein Zugang zur Geschichte. Die Lübecker Kaufmannsfamilie, die man mit einem Charakter aufbauen musste, über Generationen, die Handelsflotte, die Strategiemomente und Ereigniskarten, ich werde diese vielen Abende vor dem PC nicht vergessen. Heute stehe ich vor der doppelspitzigen St.Nikolai, die heute Friedenskirche heißt, in Frankfurt an der Oder und lese die Gedenktafel: „Älteste Kirche Frankfurt Oders, um die 1232 erbaut“, und sofort geht mir ein Licht auf. Frankfurt Oder war Hansestadt, eine Kirche wie St.Marien aus Lübeck, Backsteingotik(!). Noch am selben Abend sitze ich am PC und reccherchiere. Ja, Hansestadt! – Steinreich!
König Gustav Adolf von Schweden überfiel diese reiche Handelsstadt 1461, eine unerlaubte Abhebung bei seiner Bank vermuttlich, deren Schulden er anders nicht hätte begleichen können. Die hiesige St.;arien eine der größten Hallenkirchen Europas (nach Vatikan und Kölner Dom), um 1253 ebenfalls gebaut, als Dom, aber der Bischof aus Lebus aus einer Bischofsburg in Fürstenwalde sollte sich hier nie auf die Kanzel trauen. Damit ist Frankfurt an der Oder aus meiner Sicht eine „Freie und Hansestadt“, da sie auch nie einem Fürsten gehört hat. Mit dieser Erkenntnis besselt beging ich den 3. Oktober, den „Tag der Deutschen Einheit“, und wurde mir sogar Gewahr, dass meine neue Heimat im Grunde genommen Teil des „Nordbundes“ geworden wäre, wäre sie zum Zeitpunkt des Entstehens noch Teil der Hanse, und war somit im Grunde und ganz Gewiss eigentlich nicht nur norddeutsch & hanseatisch geprägt, sondern diese wunderbare Stadt, die ich – wie durch ein Wunder – mit schärferen Augen sehe, ist Norddeutschland!
Lüneburg war bis vor wenigen Wochen noch mein Lichtblick und „Schmuckkästchen“, eine so saubere Stadt habe ich in Norddeutschland kein zweites Mal gesehen. Die Restaurants waren im Sommer brechend voll, es wurde an jeder Ecke musiziert und Bier, Wein oder Weinschorlen getrunken, und die Jugend wirkte aufgeweckter als in den anderen norddeutschen Städten, wobei – und das ist ja das mystisch-groteske daran – sie in den Städten südlich der Elbe, also Bremen, Lüneburg, Stade und Cuxhaven sehr viel anders „tickten“, als in Hamburg und nördlich davon.
Mein Erklärungsansatz überraschte dann doch einige: Es liegt aus meiner Sicht an dem Konstrukt der ‚Nordkirche‘.
Die Nordkirche ist ein Zusammenschluss der Landeskirchen Hamburg, Schleswig Holstein und Mecklenburgs & Vorpommerns. Und es kontrahieren nicht nur die Bischöfe um die größere Aufmerksamkeit in ihren jeweiligen Bundesland, sondern auch im Radio, während Bremen seinen eigenen Staatlichen Rundfunk hat. Niedersachsen hat ja auch neben dem NDR Radio Niedersachsen, und dieser Sender unterscheidet sich wesentlich von Radio SH, das mehr ein Party-Sender ist als informativ. Ähnliches gilt für Radio Hamburg. Bedeutet, der Norden Hamburgs ist nicht autonom in seinen Inhalten, sondern es spiegelt sich in allen großen wie kleinen Städten überall nur die selbe Meinung in den Köpfen wieder, in den Publikationen (Hamburger Abendblatt = Funke Medien, wie alle kleinern Zeitungen auch redaktionell gebrieft werden), und der Norddeutsche Rundfunk dominiert mit ZEIT und SPIEGEL die Kioske und Tankstellen. Auf Dauer ist das unerträglich, zumal die Pastoren und Pastorinnen die Meinungen eben dieser Publikationen und Redaktionen wiedergeben, inkl. der Tagessau äh Tagesschau, und dazu kommen die Psychotheraeutinnen und Therapeuten, Politik-Berater, Parteivorsitzende und so weiter, die sich eben alle an den Artikeln orientieren, und niemand weiß, wer in Norddeutschland über ein Jahrzehnt hin die Themen gesetzt hatte.
Blieb mir am Ende nur der Gottesdienst in Bremen bei Pastor Olaf Latzel. Als ehem. Mitglied des Theologischen Ausschusses erwähnte ich ihn einmal in einer vertraulichen Mail an meine Vorsitzende, Frau Dr. Christina Urban. Latzel lernte ich erst 2023 im Oktober kennen, aber dafür hatte ich ein wirkliches Thema mit ihm zu besprechen. Ich war aufgrund einiger bilanzieller Unregelmäßigkeiten und nervösen Gemeindeangestellten meiner ehemaligen evangelisch-lutherischen Gemeinde – ich machte ihr zu meiner Umgemeindung einen Sektenvorwurf (!) – russisch-orthodox geworden, und fuhr zum Reformationstag nach Bremen, um Olaf Latzel persönlich kennen zu lernen, ihn von meiner Erkenntnis über die Taufe Luthers zu unterrichten: „Die Taufe Martin Luthers ist eine orthodoxe Taufe, die er gegen die Freikirchen verteidig hat“ und die Stadt Eisleben und Martins Taufkirche, die St. Petri, unterstand einem orthodoxen Kloster. Die Kindstaufe blieb somit erhalten und war nach den Streit unter Theologen etabliert.
Bremen ist Teil der ehemaligen Brem-Verdischen Kirche und wirklich als die einzige echte „Freie und Hansestadt“ historisch verbirgt, die Hamburger Betitelung ist eine historisch nicht verbirgte und nie erreichte Zuschreibung. Die wollten das halt auch haben. Frankfurt Oder wäre eine gewesen, wäre die Stadt im Hansebund verblieben. Was die Gründe für die Aberkennung des Titels Hansestadt sind, ist nun herauszufinden. Was aber bedeutet, dass Frankfurt Teil Norddeutschlands ist, auch wenn die Stadt tief im innern der Republik liegt. Die Bauten sind hanseatisch, der frühe Reichtum lässt auf eine enge Anbindung an die norddeutschen Bautraditionen schließen. Die wollten hier vom ertsen Moment mithalten, und konnten das auch! Die Stadt muss wirklich sehr reich gewesen sein, wenn sie bereits um 1253 Bischofssitz werden sollte, und sich die Fürsten aus der Stadt halten konnte. Noch heute sind die Frankfurt sehr stolz auf ihre Geschichte, im hiesigen Buchladen sind mehr unterschiedliche Bücher, teilweise sogar mit DVDs in der Ergänzung für digitaleinteraktive Inhalte, als ich das in Hamburg gesehen habe. Die Geschichte ist hier auch in Bezug auf die zerstörte Synagoge sehr ähnlich zu Lüneburg, wurden beide Synagogen bereits 1937 zerstört, also vor der allgemein bekannten Reichskristallnacht. Lüneburg war schon vor 1938 bereits „Judenfrei“.
Lübeck wurde zum Zentrum der Hanse, weil der Dom, den Heinrich der Löwe der Stadt widmete, Bischofssitz werden durfte. Bardowick war zwar is 1379 dafür vorgesehen, aber wurde es nie. Mit der Gründung der Hanse wurde Bardowick schnell unbedeutend. Heinrich der Löwe war somit Anglikaner, die Herrscher ließen sich mit ihren Kirchen verherrlichen. Lübeck war bis dahin Teil des Dänischen Reiches und es dauerte noch bis 1760, bis die Niendorfer Marktkirche entstand, sie war bis dahin Verteidigungsposten der Hamburger gegen dänische und schwedische Wikinger und deren Könige. Die Region war „steinreich“, Bremen im 1400 Jahrhundert die reichste Stadt der Welt. Noch heute gibt die Bremer Innenstadt Zeugnis dieses außergewöhnlichen Reichtums. Wer nach Frankfurt kam, musste Marktgebühr bezahlen, ebenso in Lübeck. In Lübeck ist ein Stadtteil nach der St.Gertrud benannt, eben an dieser Kirche musste man vorbei, wenn man durchs Gubener Tor vom Süden her nach Frankfurt kam, ebenso das Holstentor in Lübeck, das nur über den heutigen Stadtteil St.Gertrud die Stadt mit dem Festland verband. Auch Hamburg hatte ein „Holstenthor“, heute wird das fälschlicherweise als „Bischofsburg“ bezeichnet, was nicht stimmt. Eher war es die alte Wegmarke, unter der man aufzeigte, welches Gesetz in der Stadt galt. Ich bin über die Bezeichnung „Holsten“ oder „Holstein“ mir nicht im Klaren, was damit gemeint gewesen war, es kann für Backsteine und Backsteingotik unserer Kirchen stehen. Ob diese Kirchen wirklich erst für die Anbetung früher christlicher Kreuze und Altarschmuck gebaut wurden, lässt sich nicht mehr rekonstruieren, ich glaube ja, die heute in den Geschichtsbüchern erwähnten Kirchen standen schon länger hier. Sie wurden an diesen Daten umgewidmet.

Ein Beispiel dafür ist die Widhuk-Kirche in Stade, die baugleich mit den anderen Städtischen Kirchen um 1640 ist, aber immer noch einem Wikingerfürsten gewidmet war. Widhuk ist kein christlicher Name und taucht auch nicht in einer apokryphen Version der Bibel auf. Noch heute heißt die Straße Widhuk-Straße. Wenn es eine Kirche gibt, die in Norddeutschland einem nichtchristlichen Fürsten gewidmet war, warum soll es dann nicht ursprünglich mehrere Kirchen gegeben haben, in denen sich die Bevölkerung regelmäßig zum Gebet und aus Gründen der Sicherheit und der Wehrhaftigkeit und Verteidgung einfanden? Auch Frankfurt an der Oder ist Wikingergebiet, die Oder wurde als Fluß bis Stettin mit anderen Booten genutzt, von hier wurde der Handel bis ins Ergebirge, sogar Tschechien und bis nach Berlin und anderen Gebieten organisiert. Wie mächtig unsere Stadt Frankfurt war, lässt sich noch an unseren Kirchen sehen. Den Kirchen kam die Bedeutung zu, Reisenden zu zeigen, welches Gesetz in dieser Stadt gültig ist.
Bleibt noch zu erwähnen, das ich an dem Abend in Bremen nicht alleine auf dem Marktplatz die Einladung in das Restaurant ausgesprochen bekam. Es war ein Schweizer bei mir, der sich anschließend Hamburg und Lübeck noch ansehen wollte. Ach hätte ich doch einfach den Mut gehabt, und wäre in das Restaurant gegangen und hätte dieser wunderbaren Frau meine Ehrerbietung gezeigt. So blieb es dabei, dass ich ein Versprechen an dem Abend brach, in gewisser Weise übersprungsartig. Ich wäre eben nicht „alleine hereingegangen“ und der Schweizer wäre vielleicht auch für den Abend froh gewesen, nicht ohne Gesellschaft zu essen. So erfuhr ich später erst, als ich zu Hause mit der Bahn ankam, dass ich einen Fehler gemacht hatte, der mir einen weiteren Monat Wartezeit und Momente des Zitterns einbrachte. Heute aber, und dafür bin ich dankbar, ergibt sich für mich ein Bild, dass ich damals noch nicht in der Form hatte, und Frankfurt Oder ist mein Baustein dafür. Ich hoffe, noch einmal in die Freie und Hansestadt Bremen zu kommen, vielleicht zu Pastor Latzel zu gehen und ihm diese, meine wunderbare Frau an meiner Seite, vorstellen zu dürfen, und ihr das Hotel zu zeigen, wo ich am 13.07.2024 auf sie bereits einmal wartete, und sie mir suggerierte, dass wir beide heiraten würden. Vielleicht findet die Hochzeit in Norddeutschland statt, und dennoch werde ich darauf beharren, dass man uns nicht in Bremen mit freudigen Armen empfangen wird, es bleibt mir das Gefühl, in Norddeutschland nicht willkommen zu sein, obwohl wir beide Evangelisch-Lutherisch getauft sind und aus Norddeutschland stammen. Zu viel ist mit uns in diesem Jahr passiert, so dass ich um ihr Leben fürchten muss.
Vielleicht wird Olaf Latzel unsere Hochzeit als Pastor begleiten und uns auf unseren Weg seinen Segen mitgeben:
„Seid nun G’tt anbefohlen; – Tschüss.“