Zugegeben, manch einer empfindet die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts als spießig. Dies hat natürlich mit dem verlorenen zweiten Weltkireg zu tun, und der Humor eines Heinz Erhardt als Grundlage für die Sketche der 1970er empfinden selbst hartgesottene Verfechter des traditionelleren Silvsterabends als Zumutung. „Die Konserve“, wie Erwin der Große sie nannte, hat derzeit seinen Charme verloren und wirkt selbst mir zu angestrengt, ‚Ekel Alfred‘ mag die große Ausnahme bleiben, mit dem jungen Dieter Krebs als Sohnemann, die immer noch modern in ihrem Humor ist. Politisch waren die 1950er Jahre wirklich schwierig, Konrad Adenauer als Christdemokrat war ja nicht nur eine Entscheidung von oben, es ging schließlich darum, nach’m Kriech den Neuanfang als Republik zu wagen.
Die Altparteien der 1950er Jahre waren erst zu dritt, beinahe alle Koalitionen waren nur mit CDUCSU, SPD und FDP geschlossen worden, vor allem die SPD als älteste Volksparte bekam durch das Verbot der KPD und später erst durch Linkspartei, ein Zusammenschluss von PDS, SED und der WASG aus dem Ruhrgebiet eine strammlinke Konkurrenz, auf der rechten Seite kamen NPD und später DVU und die Republikaner dazu, meist waren die einen die Nachfolger der anderen, nicht selten waren politisch Aktive überschaubar und die tauchten in unterschiedlicher Reihenfolge in den anderen Parteien wieder auf. Die Grüne, heute mit Bündnis 90 aus den 1980er hervorgegangen, war bereits 1998 Regierungspartner mit Joschka Fischer als Außenminister unter Kanzler Schröder, was sich mit den beiden Hamburgern, Olaf Scholz als Innensenator und Annalena Baerbock, Völkerrechtsstudentin an der Uni bis 2004, interessanterweise eine kongeniale Fortsetzung fand. Leider fand die FDP nicht in der Intensität in die Koalition, wie ihr das eigentlich möglich gewesen wäre und sie hätte einen „republikanischen“ Aspekt vertreten.
Stehen FDP und Grüne gegen Freie Wähler und die neue Volt, steht SPD gegen das „Bündnis-Sara-Wagenknecht“, wird es um die alte BRD etwas einsam. Wer sich lieber an einem neuen Zeitgeist orientiert, und meint, mit einer neuen Partei kann gegen die Widrigkeiten der Zukunft besser politisiert werden, unterliegt dem Phänomen dessen, was ich Newrotic nenne. Neue Parteien sind sexy, weil sie unbelastet sind, sie haben keine Schulden aus früheren Regierungskoalitionen, jahrzehntelange Mitglieder, die sich nicht an die Moderne anpassen wollen, sie verlieren nicht den Fokus unter Forderungen, mit denen man schon in vorigen Wahlkämpfen sich eine blutige Nase holte.
Wer meint, eine Partei wählen zu müssen, nur weil sie neuer ist, unterliegt demnach einem Krankheitsbild, das ein Freund von mir, Jörg Ebel, als retrograde Amnesie bezeichnete. Vielleicht ist es das, was Newrotic diagnostisch ist, ohne kritisiert zu werden. Man vergisst, was frühere Generationen erlebt und geleistet haben, man ignoriert deren Erfahrungen, und stellt sich eine Welt einfach schöner vor, wie sie einem gefällt, und man stellt alles auf den Kopf.
Fallen irgendwann CDU, SPD, FDP, selbst KPD, NPD und sogar die Grünen aus dem Parteispektrum heraus, weil sie als „Altparteien“ ausgebrannt sind, ist die BRD, wie wir sie bis 1990 oder sogar 2005 erlebten, Vergangenheit. Manch einer würde jetzt sagen, das wäre doch zu wünschen, aber ich möchte auf manch Ähnlichkeiten der Parteien hinweisen, in ihrem Namen, teilweise auch Schriftzügen, und daraus ein Bekenntnis zur gemeinsamen politischen Arbeit ableiten dürfen, ohne dass der newrotische Vorwurf erfolgt, alles andere als Tirschutzpartei sei abzulehnen.

Demokratie bedeutet nämlich nicht, was alle denken, dass man einfach machen und fordern kann, was man will, Demokratie bedeutet eben auch, als einfacher Abgeordneter so zu denken, wie dies früher Könige und Diplomaten taten, also dass aus einem einfachen Bürger, der sich für ein Amt wie das des Bundestagsabgeordneten ein echter Staatsmann erwächst. Solche „Staatsmänner“, und heute muss man auch „Staatsfrauen“ sagen, übernehmen eine unliebsame Rolle in der Gesellschaft. Den meisten Menschen ist nicht bewusst, dass Politiker oftmals wenige gute Freunde haben, nicht selten erwachsen aus den Kontakten neue Beziehungen, oftmals sind diese schädlich, für das Amt und für die Person selber, aber selten entstehen daraus enge beziehungen, die einem Land nützen können und es vor Schlimmerem bewahrt. Solche Freundschaften reichen bis ans Grab. Henry Kissinger und Helmut Schmidt, Francoise Mitterand und Helmut Kohl, Gerd Schröder und Wladimir Putin, Joschka Fischer und Peer Steinbrück.
Gerade letztere haben sich nie als gute Freunde im politischen Sinne bezeichnet oder verstanden, teilen aber eine ganze Liste von Gemeinsamkeiten und sie behagten sich rhetorisch, nahmen oft aufeinander Bezug und gruben sich gegenseitig mal das Wasser ab, um sich im selben Moment gegenseitig Gehör zu verschaffen. Man könnte fast meinen, sie seinen sehr ähnliche Politikertypen (gewesen), jedenfalls hielt Peer Steinbrück im Urknall, einer echten kommunistischen Kneipe in Eimsbüttel seine Reden als Student, während Joschka Fischer sein Studium schmiss, lieber Taxi fuhr und in der Frakfurter Innenstadt gegen Atomstrom und die soziale Ungerechtigkeit demonstrierte.
Sind Parteien langweilig, liegt dies am Personal selbst. Die FDP, um den Fokus nicht zu verlieren, besteht zuletzt im Bundestag aus jungen dynamischen, oftmals großgewachsenen, blonden und schlanken Siegertypen, weshalb ich mich zu der Bezeichnung „der Stolz der Nation“ durchrang, was ich auch durchaus anerkennend gemeint hatte.
Dennoch sind die einzelnen Politiker nicht so durchsetzungsstark, wie man dies erwarten würde. Es handelt sich eben nicht um den Abschlussjahrgang von PWC oder EY, sondern um Menschen, die ihren Wahlkampf mit allen Fallhöhen und Fehleinschätzungen antreten, um nicht selten auch einigen verbalen Angriffen ausgesetzt zu sein.
Ob wir heute noch die Liberalität einer frühen FDP, oder ihrer Vorgängerpartei, die DDP, ganz verstehen? Ich habe meine Zweifel. Gerade die Beschäftigung mit der DDP ist lohnenswert, waren diese in der Weimarer Zweit zwar nicht die Wiedersacher der NSDAP, sondern eher Feindbild. Nichtsdestotrotz gab es einige gescheiterte Versuche, die liberalen Kräfte zu vereinen, was eine Machtübernahme der NSDAP verhindert hätte. Zuletzt muss ich sagen, waren meine Gedanken zu den derzeitigen Umfragewerten ähnlcih, und ich sähe es von Vorteil, wenn sich FDP und Freie Wähler nicht auf allen Listen in allen Parlamenten Konkurrenz machten und mehr zusammenarbeiteten.
Diesem Vorschlag erteilen beide, FDP und Freie Wähler, bisher eine Absage. Ich halte es dennoch für einen Fehler und würde mich eher freuen, wenn die Freien Wähler auf ihre Liste in der Bundestagskandidatur verzichteten, oder aber vorher nboch fusionierten. Am 15.Dezember 2024 ist der Bundesparteitag der FDP. Es waäre gut, wenn die FDP vorbehaltlich einer Zustimmung der Freien Wähler einen Blanco-Beschluss zur Fusion beschließen würden.
Versailler Vertrag
