Will man Newrotic in unserer Zeit verstehen, wird einem die ständige sexuelle Werbung und Offerierung nicht entgehen. Der Sinn des Lebens wird in den Sexualtrieb verlagert, es geht darum, mit möglichst vielen, möglichst hübschen, vor allem aber sexuell attraktiven und Sexpraktiken offenen Personen Sex zu praktizieren, wobei es weniger um den tatsächlichen Sexualkontakt geht als vielmehr das ständige Gefühl, zu wenig davon und etwas verpasst zu haben.
Newrotic ist ein weltweit-weltumspannendes Unglücklichmachprogramm, etwas im eigenen Leben nicht erlebt oder verpasst zu haben. Vor allem aber lässt es in bester victorianischer Manier offen, was alle anderen erleben und was sie meinen, was erstrebenswert ist.Im Grunde geht es um die Verkehrung von Werten, statt Heroismus, statt Verzicht,Treue, Ehrlichkeit, Partnerschaftlichkeit,Verbindlichkeit wird die Unverbindlichkeit, die Objektivierung von Körper und Scham[lippen]bereich gefeiert, was zu einer Distanzlosigkeit in den Großstädten führt, bei der Arbeit, in der Öffentlichkeit, in Restaurants, Hotels, Discotheken, auf Plätzen und in Parks.
Erzählt man sich, man habe es nicht mehr nur auf der Rückbank im Auto „getan“, wie in Amerika in den 60er Jahren, sondern gleich im Gebüsch neben denSpaziergängern, abends, auf Toiletten in Rastaurants,Hotels, in Diskotheken Flugzeugen und in Bahntoiletten, am Wochenende betrunken in der Warteschlange des FastFood-Restaurants oder auf dem Volksfets, im Kino oder im Büro in der Mittagspause.
Newrotic bedeutet, das alles erleben zu müssen, und ansonsten keinerlei andere Inhalte mehr zu haben außer eben der schnell verfügbare Sex, sei es in der Affäre oder im Kollegen- und sich ständig wechselnden Freundeskreis.
Newortic verwechselt langfristiges Suchen nach einer geeigneten Partnerschaft it etlich wechselnden Partnern über Dating-Apps und anderen Social-Media-Kanälen, und wer zweimal mit der selben pennt, gehört schon zum abgehängten und oft als rechtsextrem oder als streng konservativ bezeichneten Establishment.
Newrotic scheint eine Hypersensibilisierung im partnerschaftlichen Findungsprozess freizusetzen, jeder Anspruch einer Verbindlichkeit wird mit Nötigung bis hin zu Salking bestraft, im selben Atemzug wird aber der Dirty Talk eingefordert uhnd aufgenötigt, was als Grundlage für jede Begegnung in jedem auch nur denkbaren Kontext gilt, bis hin zu der Bunga-Bunga-Ansage eines italienischen Ministerpräsidenten bei der Ehrung zweier Literatur- und Kunstdozentinnen von der Universität.